Im ersten Teil unserer Ayurveda-Reihe haben wir uns mit der „inneren Sonne“ beschäftigt – der Wärme, die wir in der dunklen Jahreszeit bewusst kultivieren können. Nun gehen wir einen Schritt weiter: Wir widmen uns der ayurvedischen Ernährung im Winter, den Doshas, und jenen Gewürzen, die uns von innen stärken.
Im Ayurveda ist Essen nicht nur Nahrungsaufnahme – sondern eine Form von Selbstfürsorge. Das richtige Essen, zur richtigen Zeit, in der richtigen Form – das ist die einfachste und zugleich tiefste tägliche Praxis, um den Körper zu harmonisieren.
Warum Doshas so wichtig sind – Ayurveda verständlich erklärt
Die drei Doshas – Vata, Pitta und Kapha – sind wie innere Funktionsprinzipien. Sie beschreiben, wie unser Körper strukturiert ist, wie er reagiert und was er braucht, um im Gleichgewicht zu bleiben. Wenn wir die Sprache der Doshas verstehen, verstehen wir auch uns selbst besser.
1. Doshas erklären, wie unser Körper funktioniert
Vata, Pitta und Kapha beeinflussen unsere Verdauung, unsere Energie, unsere emotionale Stabilität und unser allgemeines Wohlbefinden. Sie sind wie die Grundmelodie unseres Seins.
2. Doshas zeigen, was uns individuell guttut
Jeder Mensch hat eine eigene Dosha-Kombination. Ayurveda erklärt, warum manche Menschen Kälte lieben, andere frieren, wenn sie stillsitzen – und warum bestimmte Lebensmittel für einzelne Menschen heilsam sind, für andere aber belastend.
3. Doshas helfen, Ungleichgewichte früh zu erkennen
Anzeichen für ein Ungleichgewicht sieht Ayurveda als Einladung zur Selbstregulation: Müdigkeit, innere Unruhe, Verdauungsprobleme oder Gereiztheit sind Hinweise, dass ein Dosha zu dominant geworden ist.
4. Doshas ermöglichen aktive Gesundheitsvorsorge
Wenn wir wissen, welches Dosha bei uns vorherrscht, können wir Ernährung, Schlafrhythmus, Bewegung, Massagen und Gewürze so anpassen, dass Körper und Geist harmonisch arbeiten.
5. Doshas verbinden Körper, Geist und Emotionen
Ayurveda betrachtet uns als Ganzheit. Die Doshas zeigen uns, wie Gedanken, Emotionen und körperliche Prozesse miteinander verwoben sind – und wie wir bewusst innere Balance schaffen können.
Ayurvedische Gewürze und ihre Wirkung
Im Ayurveda sind Gewürze nicht einfach Geschmacksgeber – sie sind natürliche Medizin.
Hier die wichtigsten im Winter:
- Kurkuma: mild bitter – senkt Pitta & Kapha, entzündungshemmend und leberstärkend.
- Ingwer: scharf & wärmend – senkt Kapha, kann Pitta erhitzen, unterstützt Verdauung & Kreislauf.
- Kreuzkümmel: aromatisch & leicht bitter – für alle Doshas, gut bei Blähungen und Krämpfen.
- Koriander: mild & kühlend – senkt Pitta, wirkt ausgleichend und entgiftend.
- Fenchel: süßlich & mild – beruhigt alle Doshas, lindert Blähungen und entspannt den Bauch.
- Schwarzer Pfeffer: scharf & erhitzend – reduziert Kapha, stärkt das Verdauungsfeuer.
- Kardamom: süß-würzig – balanciert Vata & Pitta, harmonisiert Magen & Atemwege.
- Zimt: warm & süßlich – gut für Vata & Kapha, reguliert Blutzucker & wärmt.
- Senfkörner: scharf & heiß – reduziert Kapha, fördert Stoffwechsel & Schleimlösung.
- Bockshornklee: bitter & erdig – senkt Kapha & Pitta, unterstützt Leber & Stoffwechsel.
Ernährung im Winter: Was uns stärkt und erdet
Im Winter dominiert Vata. Das bedeutet: der Körper braucht Wärme, Flüssigkeit, Nahrung und Regelmäßigkeit. Ayurveda empfiehlt: warme, gekochte Speisen wie Suppen und Eintöpfe, warme Getränke mit Gewürzen, frühes und leichtes Abendessen sowie Gewürze bewusst einzusetzen.
Ayurvedische Winter-Rezepte
Rezept für Goldene Milch
1 Tasse Bio-Vollmilch oder Pflanzenmilch
1 TL Kurkumapulver
1 Prise schwarzer Pfeffer
1 Prise getrockneter Ingwer
1/4 TL gemahlener Zimt
1 Prise frisch gemahlene Muskatnuss
Optional: 1 Msp. Ghee oder Kokosöl
Optional: Dattelsüße
Milch in einen Topf geben und leicht zum Köcheln bringen. Alle Zutaten, bis auf die Dattelsüße, dazugeben. Die Goldene Milch für ein paar Minuten auf kleiner Flamme köcheln lassen. Danach nach Belieben süßen und warm servieren.



Fazit – Wärme ist Nahrung für Körper und Seele
Winter ist die Jahreszeit der Rückkehr zu uns selbst. Ayurveda lehrt uns, in dieser Zeit bewusst Wärme und Ruhe zu kultivieren. Wenn wir verstehen, welches Dosha uns prägt – und wie wir mit Gewürzen und Ernährung sanft regulieren können – dann verbringen wir die kalte Jahreszeit nicht im Energiesparmodus, sondern in einer ruhigen, klaren, kraftvollen Balance.